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Samstag, 03.05.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

manroland-Insolvenz: Minister Zeil mit leichtem Gepäck in Augsburg

Unternehmensfortführung aber „durchaus möglich“

Keine konkreten Zusagen im Gepäck hatte Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) in der Gesprächsrunde der „Allianz für Arbeit“, die sich am gestrigen Montag im Augsburger Rathaus mit der Insolvenz des Druckmaschinenbauers manroland befasste.

Schaltet die Ampel für manroland nochmal auf Grün?

Das Traditionsunternehmen manroland AG mit fast 1 Mrd. Euro Jahresumsatz hatte am 25. November 2011 Insolvenzantrag beim Amtsgericht Augsburg gestellt. Damit sind die Arbeitsplätze von 6.500 Mitarbeitern in Gefahr, 2.500 davon in Augsburg.

„Es ist jetzt überhaupt nicht der Zeitpunkt, über Bürgschaften oder Staatshilfen zu reden“, so der Staatsminister nach dem gestrigen Treffen der Augsburger „Allianz für Arbeit“, der OB Dr. Kurt Gribl, Wirtschaftsreferentin Eva Weber, die Präsidenten der Wirtschaftskammern und Vertreter der Arbeitsagentur und der IG Metall angehören. Zeil widersprach damit Forderungen der Gewerkschaft.

Vorläufiger Insolvenzverwalter hat Arbeit aufgenommen

Die Hauptverantwortung liegt in den kommenden drei Monaten beim vom Gericht bestellten vorläufigen Insolvenzverwalter, der Neu-Ulmer Kanzlei Schneider Geiwitz & Partner, die auch in Augsburg einen Sitz hat. Schwerpunkt sei jetzt die Sicherstellung des Geschäftsbetriebes, so die Kanzlei gestern in einer Pressemitteilung. Nur wenn es gelinge, die Produktion ohne große Einschränkungen weiter fortzusetzen, sei die Suche nach Investoren erfolgversprechend. Das Ziel „Investorensuche“ hatte die „Allianz für Arbeit“ bereits am Samstag auf einer ersten Krisensitzung ausgegeben.

Wie Werner Schneider gestern zum aktuellen Stand mitteilte, sind Gespräche über einen so genannten Massekredit eingeleitet. Dieser Kredit, der auf dem freien Kapitalmarkt aufgenommen wird, sichert die Liquidität für zukünftige Aufträge. Bereits finanziell abgesichert für die kommenden drei Monate sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Diese erhalten termingerecht das gesetzlich geregelte Insolvenzgeld, das von der Bundesagentur für Arbeit gezahlt wird.

Fortführung in Eigenverwaltung beantragt

Wie es in drei Monaten weitergeht, ist derzeit offen. manroland hat neben der Insolvenz auch die Eigenverwaltung nach § 270 Insolvenzordnung beantragt und beabsichtigt damit die Sanierung wesentlicher Unternehmenseinheiten in Eigenregie. Falls das Amtsgericht Augsburg dem Antrag stattgibt – Voraussetzung ist ein überzeugender Insolvenzplan -, könnte das Hauptverfahren ab Februar 2012 unter der Regie der bisherigen Geschäftsleitung von manroland und ohne einen Insolvenzverwalter laufen. Das Gericht würde dann lediglich einen Sachwalter als Aufsicht einsetzen, in der Regel den in den ersten drei Monaten tätigen vorläufigen Insolvenzverwalter.

"Nicht der Zeitpunkt, über Staatshilfen zu reden": Wirtschaftsminister Martin Zeil

"Nicht der Zeitpunkt, über Staatshilfen zu reden": Minister Martin Zeil


Die seit 1999 im Insolvenzrecht verankerte Eigenverwaltung wird vorzugsweise dann angewendet, wenn nicht die Zerschlagung, sondern die Sanierung und Fortführung eines insolventen Unternehmens angestrebt wird. Unter Eigenverwaltung kann das Unternehmen seine Geschäfte wie bisher fortsetzen und steht zusätzlich unter dem Schutz des Insolvenzrechts, was beispielsweise Vollstreckungen verhindert. Dadurch erschließen sich bei Verhandlungen mit Gläubigern größere Spielräume. Vorteil bei der Eigenverwaltung ist außerdem die Nutzung der Kenntnisse des bisherigen Managements, Know-How, das ein externer und fachfremder Insolvenzverwalter nicht hat.

manroland hat inzwischen als Generalbevollmächtigten für die Sanierung in Eigenverwaltung den Berliner Rechtsanwalt Dr. Frank Kebekus benannt. Kebekus könnte als Insolvenzrechtler auch an der Schnittstelle Unternehmen/Sachwalter tätig werden. Wirtschaftsminister Zeil hielt gestern gegenüber den Medien die erfolgreiche Unternehmensfortführung „durchaus für möglich“.