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Freitag, 26.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

“Das war der Adler meines Vaters”

Im Gespräch: Bazarbai Matyei, jugendlicher Hauptdarsteller im Kinderfilm “Die Stimme des Adlers”

DAZ-Mitarbeiterin Claudia Werdecker sprach mit Hauptdarsteller Bazarbai Matyei und Jenya Boikov von der Filmcrew.

Bazarbai Matyei mit mongolischer Mütze vor dem Thalia-Kino

Bazarbai Matyei mit mongolischer Mütze vor dem Thalia-Kino


DAZ: Bazarbai, wie wurdest du für den Film “Die Stimme des Adlers” entdeckt?

Bazarbai: Es gibt in unserer Provinz ein jährliches Adlerfestival…

Jenya: …Wir haben ziemlich lange gesucht und haben viele Kinder interviewt. Bei einem Wettbewerb auf dem Festival haben wir dann Bazarbai gesehen. Er ist rückwärts auf seinem Pferd geritten…

Bazarbai: …Ich bin sozusagen vor die Kamera geritten (lacht).

DAZ: Und woher kam der Jagdadler?

Bazarbai: Das war der Adler meines Vaters. Den haben wir mittlerweile freigelassen. [In der Mongolei ist es Tradition, die Jagdadler nach zehn Jahren freizulassen.] Ich habe jetzt meinen eigenen Adler, er ist zwei Jahre alt.

DAZ: Die Eltern im Film waren Bazarbais eigene Eltern. Wie kam es zu der Idee, sie mitspielen zu lassen?

Jenya: Die Geschichte spielt ja innerhalb der Familie, der Film zeigt die Verhältnisse zwischen den Familienmitgliedern. Es sollte alles möglichst authentisch wirken. Nur der Bruder und die Schwester waren Schauspieler.

DAZ: Familienmitglieder spielten mit, es gibt viele persönliche Szenen: Bazarbai, wie viel von dir selbst steckt in deiner Rolle?

Bazarbai: Ich habe wohl nur ein Prozent meiner Rolle wirklich “gespielt”.

Jenya: Manches kam natürlich noch als Teil der Handlung dazu, zum Beispiel der Konflikt mit den Eltern.

DAZ: Konnten die Schauspieler auch eigene Ideen verwirklichen?

Jenya: Für die Vorarbeit sind wir vom Team schon viel herumgefahren und haben uns zum Beispiel alte Legen-den erzählen lassen. Natürlich mussten sich die Leute ans Drehbuch halten.

Bazarbai: Meine Familie konnte aber auch eigene Geschichten einbringen.

DAZ: A propos Familie: Wie war denn das Gefühl, mit der eigenen Familie als Schauspieler vor der Kamera zu stehen? Kann man mit der Kamera als “Eindringling” ein normales Familienleben authentisch spielen?

Bazarbai: Anfangs war es sehr, sehr schwierig, zusammen vor der Kamera zu stehen. Man musste immer darauf achten, nicht in die Kamera zu schauen. Nach zwei Wochen Gewöhnungszeit ging es dann besser. Jetzt sind auch meine Eltern stolz, unsere Kultur zu repräsentieren.

Jenya: Für das Team waren die vielen Aufnahmen mit Tieren eine zusätzliche Schwierigkeit. Die haben nicht immer das gemacht, was wir wollten… Für die kurze Anfangsszene, bei der das Schaf angefahren wird, wurde einen Tag lang gedreht.

DAZ: Und die Szene, in der Bazarbai auf den Rücken der Ziegen herumrollt?

Jenya: Das war einfach. Er wusste nicht einmal, dass die Kamera lief. Für die Kinder dort ist das ein normales Spiel.