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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA: Frankfurt kommt mit einem Augsburger Ironiker

Letztes Jahr hieß die Überraschungsmannschaft der Bundesliga Borussia Mönchengladbach. Dieser Erfolg hatte mit einem Trainer und einigen Spielern, deren Stern in dieser Saison aufging, zu tun. Warum die Eintracht dieses Jahr so erfolgreich ist, versteht vermutlich nicht einmal der Frankfurter Trainer Armin Veh.



Von Siegfried Zagler


Jedes Jahr eine Überraschungsmannschaft in der Bundesliga!? Letztes Jahr stürmte Borussia Mönchengladbach mit beinahe der gleichen Mannschaft, die in der Saison davor ( 2010/11) in letzter Sekunde dem Abstieg entkommen konnte, auf den vierten Platz. Diesen Erfolg konnte man mit vier Namen in Verbindung bringen: Reus, Hermann, Arango und natürlich mit Lucien Favre: Ein akribischer Trainer mit einem lässigen französischen Akzent, der für die neue Fohlenelf wie einst Hennes Weisweiler genau der richtige Mann am richtigen Ort zu sein schien.



Veh ist aus der goldenen Jugend des FCA


In dieser Saison ist Eintracht Frankfurt die Überraschungsmannschaft. Womit das zu tun hat, lässt sich so einfach nicht festmachen, ohne dabei die abgenudelte (und nichts sagende) Phrase der „mannschaftlichen Geschlossenheit“ zu strapazieren. Am Trainer scheint es jedenfalls nicht zu liegen. Oder vielleicht doch? Ist Armin Veh möglicherweise unbemerkt in den letzten Jahren von einem durchschnittlichen Trainer zu einem guten Trainer gereift? Auch die Frankfurter haben sich nach ihrem Aufstieg nicht nennenswert verstärkt und ihr Trainer ist mit Armin Veh der gleiche geblieben. Armin Veh ist durch und durch ein „Augsburger Junge“, was man bei jedem Interview mühelos heraus hört; einer aus der goldenen Jugend des FCA. Ein feiner Fußballer, der später als Trainer in Augsburg mit Grandezza scheitern sollte. Walther Seinsch hat ihn 2004 nach einem schwachen Start vom heimischen Hof gejagt. Damals eine nachvollziehbare Entscheidung. Damals wurde Veh durch den späteren Aufstiegstrainer Rainer Hörgl ersetzt. Damals kickte der FCA noch in der Rosenau, die Liga hieß „Regionalliga“.

Weinzierl: wortkarg, emotionslos, langweilig

Der aktuelle Trainer des FCA heißt Markus Weinzierl. Weinzierl kommt aus Straubing und ist ein Trainer, der ein wenig an den jungen Trainer Veh erinnert: wortkarg, emotionslos, langweilig, also kaum auszuhalten – eben wie der junge Trainer Veh, der inzwischen, man mag es kaum aussprechen, zum festen Trainerinventar der Bundesliga gehört und zuletzt sogar bei Schalke im Gespräch war. Noch erstaunlicher ist nur noch der Umstand, dass sich Armin Veh klammheimlich zum Ironiker entwickelt hat.

Möglicherweise lässt sich Vehs Vertragsverlängerung bei der Eintracht damit erklären, dass die sturen und streitlustigen Hessen sich kulturell nicht so sehr von den Augsburgern unterscheiden und vielleicht auch damit, dass man von Frankfurt nur vier Stunden nach Hause braucht. Veh wird sehr oft in Augsburg gesehen. Außerdem ist Schalke eine Trainerzermürbungsmaschine und schließlich fehlen der Eintracht nur lächerliche drei Punkte bis zum 4. Platz. Aktuell belegt sie Platz sechs, ihre schlechteste Platzierung in dieser Saison. Wenn man genau sein will, dann ist das ist das keine Überraschung, sondern eine Sensation. Die Champions League-Qualifikation und die Teilhabe der Frankfurter an der europäischen Königsklasse würde Veh als Trainer einer Nobody-Truppe in ein großes Schaufenster hieven – wie einst den Portugiesen Jose Mourinho, als er als unbekannter Trainer mit dem FC Porto die Champions League gewann. Denkt Veh groß? Vom Ironiker zum Visionär ist es nur ein kleiner Schritt.

Ratschläge sind auch Schläge

Dem FCA kann das alles Wurst sein. In der Rückrundentabelle stehen die Augsburger zwar drei Punkte vor der Frankfurter Eintracht, in der richtigen Tabelle jedoch mit dem Rücken zur Wand. Was spricht für den FCA? Wenig! Der FCA konnte nur zwei der bisher 14 Heimspiele in dieser Saison gewinnen (7 Niederlagen) und stellt damit nach Fürth die schwächste Heimelf der Liga, während die Frankfurter zuletzt auswärts erfolgreicher waren als zu Hause. Im Vergleich zum letzten Augsburger Heim-Gegner Hannover ist Frankfurt auswärts eine Macht. Wie der FCA gegen die Frankfurter Überraschungsmannschaft am Sonntag in der SGL-Arena (17.30 Uhr) erfolgreich bestehen kann, soll Fußballversteher Manfred Seiler vorab erklären. Mit Seilers Ratschlägen (Ratschläge sind auch Schläge) sollte Markus Weinzierl allerdings nicht vor Sonntagvormittag rechnen.