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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Friedensfest: OB Gribl distanziert sich von einer Diskussionsveranstaltung

„50 Jahre 1967. Was ist von der Revolte geblieben?“ So lautet der Titel einer Diskussionsveranstaltung, die am kommenden Montagabend in der Kresslesmühle stattfindet. Von dieser Veranstaltung distanzierte sich Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl am heutigen Freitag.

Zur Veranstaltung „50 Jahre 1967. Was ist von der Revolte Geblieben?“ mit dem laut Programmheft zum Augsburger Hohen Friedensfest bezeichneten „Kaufhausbrandstifter“ von 1968 Thorwald Proll distanziert sich OB Gribl mit folgender Stellungnahme: „Die Veranstaltung kann aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen nicht untersagt werden und dies möchte ich auch nicht. Persönlich und als Oberbürgermeister distanziere ich mich aber klar von dieser Veranstaltung. Ich bin der Auffassung, dass auch in einer inhaltlichen Auseinandersetzung innerhalb demokratischer Diskussionsprozesse der Provokation Grenzen gesetzt sind. Diese sind für mich mit der vorgesehenen Veranstaltung überschritten. Ich bin nicht der Auffassung, dass vormals terrorismusnahen Personen eine Plattform gegeben werden muss. Erst recht gilt dies, wenn es der betroffenen Person nicht gelingt, in eindeutiger Weise die Fragen von Protest und Gewalt voneinander klar zu trennen. Dies gilt umso mehr im Kontext der aktuellen Diskussion um die Gewaltexzesse beim Hamburger G20-Gipfel. Gerade die Friedensstadt Augsburg muss der Gewalt als Protestmittel eine klare Absage erteilen. In meiner Verantwortung als Oberbürgermeister für künftige Programmformate zur Begleitung des Augsburger Hohen Friedensfestes habe ich daher verfügt, dass das jeweilige Programm inhaltlich vorab und detailliert dem Kulturausschuss zur Befassung und Entscheidung zugeführt wird.“

Das Programm hat das Friedensbüro der Stadt Augsburg zu verantworten. Politisch ist das Friedensbüro ist beim Kulturreferenten Thomas Weitzel verortet. Im Veranstaltungsprogramm ist die Veranstaltung wie folgt angekündigt: „Die Studentenrevolte wurde von der Ermordung Benno Ohnesorgs am 2.  Juni 1967 angetrieben. Was die BRD stark veränderte: deutlich erkennbar durch RAF oder »Bewegung 2. Juni« einerseits, durch die Polit­Karrieren von Joschka Fischer oder Ministerpräsident Winfried Kretschmann andererseits. Leben wir heute also in einer »rotgrün­versifften« Gesellschaft, wie die AfD behauptet? Darüber diskutiert TAZ ­Redakteurin Tania Martini mit dem Lyriker Thorwald Proll (einem der »Kaufhausbrandstifter« 1968) und dem Historiker Volker Weiß (aktuelles Buch: »Die autoritäre Revolte«). Proll liest außerdem aus seinem Gedichtband »Raus mit der Sprache«. Einleitung: Textcollage »67« von Franz Dobler.“