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Donnerstag, 21.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

In Gefahr und großer Not ist der Mittelweg der Tod

Am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) findet in der bereits ausverkauften WWK Arena am 31. Spieltag der Fußballbundesliga für den FC Augsburg ein sogenanntes „Schicksalsspiel“ statt. Zu Gast ist der Hamburger SV. Sollte der FCA das Spiel nicht gewinnen, droht der direkte Abstieg. Bei einem Sieg hätten sich die Augsburger mit großer Wahrscheinlichkeit die Relegation gesichert.

Von Siegfried Zagler

Den anfänglich guten Ansätzen und Ergebnissen unter Trainer-Greenhorn Baum (13 Punkte aus 8 Spielen) sollte ein dramatischer Abstieg folgen, der sich durch den Heimsieg gegen Köln noch nicht in einen freien Fall verwandelt hat. Von den zurückliegenden 8 Spielen gewann der FCA nur gegen Köln. Die Zahlen der Rückrunde sprechen eine eindeutige Sprache: Die 30 Gegentore der zweiten Saisonhälfte belegen, dass die Augsburger unter Manuel Baum ihr Prunkstück der ersten 14 Spiele, nämlich die Abwehr unter Dirk Schuster, zur durchlässigsten Schleuse der Liga umgebaut haben. Im Spiel nach vorne, so hieß es, solle sich der FCA verbessern, doch das blieb eine (ohnehin vage) Versprechung.

Die Gründe des Augsburger Erdrutsches sind von der DAZ ausführlich analysiert worden. In Frankfurt hat sich FCA-Trainer Baum gegen durchwegs schwache Frankfurter gründlich vercoacht, obwohl es aufgrund der zahlreichen verletzten und gesperrten Spieler dafür wenig Optionen gab. Zumindest personell hat sich vor dem Schicksalsspiel gegen den HSV die Situation ein wenig entspannt: Alfred Finnbogason und Dominik Kohr stehen nach ihren Sperren wieder zur Verfügung. Für die angeschlagenen Paul Verhaegh, Jeffrey Gouweleeuw und Kevin Danso steht die Ampel offensichtlich wieder auf Grün. Auch Martin Hinteregger, der über Probleme mit dem Sprunggelenk klagte, wird wohl spielen können. Schwieriger ist dagegen die Situation beim wichtigsten Schlüsselspieler der Augsburger: Raul Bobadilla leidet offenbar an einer hartnäckigen Wadenverletzung. Hinter seinem Einsatz steht ein großes Fragezeichen. Doch selbst wenn alle genannten Spieler rechtzeitig fit werden sollten, ist zu bedenken, dass damit das Kernproblem des FCA nicht behoben ist: Die fehlende mannschaftliche Geschlossenheit und das unpräzise Zusammenwirken bei der Ballverarbeitung in allen Mannschaftsteilen sind die Kategorien der Niederlagenserie eines Teams, das eben durch diese ehemaligen Eigenschaften eine besondere Marke in der Bundesliga darstellte.

Das ist Geschichte. Der FCA weiß nicht mehr, wer er ist und wie er zu spielen hat. Vor dem bedeutsamen Spiel gegen den Hamburger SV soll aber die Kritik an Trainer und Management nicht im Fokus stehen. Fußball bleibt ein ewiges Rätsel, weshalb man sich nicht wundern sollte, würde es dem FCA gelingen, sich gegen Hamburg neu zu erfinden, um gestärkt in die letzten drei Endspiele zu gehen. Gegen den HSV wird das ausverkaufte Stadion brennen. Im Heimspiel gegen Dortmund wird es nicht anders sein. Und warum sollte auswärts in Gladbach und Hoffenheim nichts zu holen sein, wenn sich die Mannschaft wieder als Mannschaft findet.

„In Gefahr und Not ist der Mittelweg der Tod.“ Auf diese Weisheit sollten sich Baum und Co. besinnen, wenn sie an ihren Aufstellungen und Matchplänen arbeiten. Die alte Phrase, dass man über den Kampf zum Spiel finden muss, ist eine Grundwahrheit des Fußballs. Es ist höchste Zeit, sich daran zu erinnern, dass man in bestimmten Situationen nur mit einfachen Mitteln weiterkommt.

Das Restprogramm der verbliebenen Abstiegskandidaten:

Leverkusen: (36 Punkte): Ingolstadt (A), Köln (H), Hertha (A).

Wolfsburg: (33 Punkte): Bayern (H), Frankfurt (A), Mönchengladbach (H), Hamburg (A).

Hamburg: (33 Punkte): Augsburg (A), Mainz (H), Schalke (A), Wolfsburg (H).

Mainz: (33 Punkte): Mönchengladbach (H), Hamburg (A), Frankfurt (H), Köln (A).

Augsburg: (32 Punkte): Hamburg (H), Mönchengladbach (A), Dortmund (H), Hoffenheim (A).

Ingolstadt: (28 Punkte): Leipzig (A), Leverkusen (H), Freiburg (A), Schalke (H).