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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Moritzplatz: Trittin und Roth im Pas de deux

In der heutigen Wahlkampfveranstaltung auf dem Augsburger Moritzplatz präsentierten die Bayerischen Grünen ihre Landtagskandidaten und hofften auf die Anziehungskraft ihrer Prominenz. Obwohl Claudia Roth und Jürgen Trittin zu den bekanntesten und kurzweiligsten Bundespolitikern der Grünen gehören, waren es kaum mehr als 150 Zuhörer, die am Mittwochnachmittag im Schatten der Moritzkirche den Reden der beiden Grünenpromis lauschten.

Claudia Roth (Bild: bs)


„Es ist Wahlkampf und keiner geht hin“, titelte Mike Szymanski in der „Süddeutschen“ über die CSU-Veranstaltung vor zwei Tagen auf dem Rathausplatz, „gerade mal 350 Leute, die Kapelle und die Sicherheitsleute schon eingerechnet“ hätten der „Mobilisierungsoffensive“ auf dem Rathausplatz beigewohnt. So gesehen relativiert sich die eher kleine Zuhörerschaft beim Pas de deux von Trittin und Roth. Inhaltlich setzten die Grünen erwartungsgemäß auf ihre klassischen Themen: Bildung, Migration, Umweltschutz und die CSU, auf die die Grünen gerne routiniert einschlagen: Kernkraft, Landesbank, Schul- und Vorschulpolitik, Kulturpolitik. „Die Aussage über die christliche Leitkultur ist ein Skandal, weil sie so viele Menschen ausgrenzt“, so Claudia Roth.

Jürgen Trittin (Bild: bs)

Jürgen Trittin (Bild: bs)


Ansonsten war von den Grünen nichts Neues zu hören, wenn man davon absieht, dass Jürgen Trittin einige Gemeinsamkeiten zwischen der CSU und den Linken hervorhob: Beide wollten zum Beispiel die Pendlerpauschale, die aber nichts Gutes brächte, weil sie einkommensschwache Pendler nicht entlaste. Am Ende unterstellte Trittin der CSU augenzwinkernd eine gewisse Gerissenheit im Pokern, „denn mit ihrem Kreuzzug gegen die Linken wollen sie nichts anderes als die Linken auf 4,8 Prozent heben. Dann nämlich könnten Beckstein, Huber & Co. noch bequem mit 47 Prozent regieren.“ Bayern sei reif für den Wechsel, 46 Jahre seien schließlich genug, die „Lauge von Assen“ und die um 60 Prozent erhöhten Leukämieerkrankungen bei Kindern im Umfeld von Kernkraftwerken dokumentierten dies deutlich.

Reiner Erben, Fraktionsvorsitzender der Augsburger Grünen (Bild: bs)

Reiner Erben, Fraktionsvorsitzender der Augsburger Grünen (Bild: bs)


Am Rande der Veranstaltung war von Cemal Bozoglu zu erfahren, dass er in den Augsburger Stadtrat nachrücken würde, falls Reiner Erben den Sprung in den Landtag schaffen sollte. Erben würde in diesem Fall sein Stadtratsmandat niederlegen. Erben wiederum ließ nebenbei durchblicken, dass die Grünen dem SPD-Antrag in der kommenden Stadtratsitzung zum Gerichtsverfahren um den Baustopp am Fünffingerlesturm nicht zustimmen werden. Die SPD möchte mit einem Antrag erreichen, dass die Stadt auf Rechtsmittel verzichtet.