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Dienstag, 16.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA in Berlin: Die Spieler in der Einzelbewertung

Der FCA spielte in der Rückrunde bisher nur im Heimspiel gegen Hoffenheim durchgehend überzeugend. Nach dem Grottenkick in Dortmund, der seitens der Augsburger wegen des Sieges schöngeredet wurde – und schlechten Leistungen gegen Frankfurt (2. Halbzeit), Bremen (durchgehend), Leverkusen (1. Halbzeit) nun der vorläufige Höhepunkt der Dekonstruktion: Gegen einen am Boden liegenden Gegner zeigte sich ein desolater FCA als Aufbaugegner. Die Bewertungen wie die Analysen der lokalen Sportpresse sind weit von den gezeigten Leistungen entfernt. Für die DAZ Grund genug, um wieder einmal Einzelbewertungen vorzunehmen.

Von Siegfried Zagler

Keine überzeugende Leistung in Berlin: FCA-Kapitän Daniel Baier

Keine überzeugende Leistung in Berlin: FCA-Kapitän Daniel Baier


Marwin Hitz: War gegen Leverkusen über 90 Minuten der schlechteste Augsburger. Dann schoss er sein historisches Tor und seine Katastrophenpartie war vergessen. Gegen Berlin hatte Hitz weder Gelegenheit für Fehler noch für Glanztaten. Beim Siegtreffer der Berliner war er machtlos. Bewertung nicht möglich.

Markus Feulner: Ist kein geschulter Rechtsverteidiger, dennoch arbeitete er sich in diese Position nach der Verletzung von Verhaegh passabel hinein. Nach seiner Gelbsperre war er eine sprudelnde Quelle für einfache Fehler. Zu wenig Impulse nach vorne, kein Hauch Kreativität bei der Spieleröffnung. Seine kämpferische Leistung im Lauf des Spiels machte dieses Manko halbwegs wieder wett. Note 4.

Jan-Ingwer Callsen-Bracker: Sah beim Hertha-Siegtor wie ein B-Jugendspieler aus. Wurde als Innenverteidiger nur einmal düpiert, aber mit entscheidender Konsequenz. Keine Ideen bei Ballbesitz. Ein Spiel ohne Glanz, aber mit einem entscheidenden Bock. Note 4.

Ragnar Klavan: Der einzige Augsburger in Normalform. Bei Klavan heißt das Weltklasse. Note 1.





Ist Baba bald ein 10 Millionen Mann? Foto: Siegfried Kerpf

Baba: taktisch ungeschult. Foto: Siegfried Kerpf


Rahman Abdul Baba: Der vermutlich taktisch ungeschulteste Linksverteidiger aller Zeiten in der Bundesliga. Trotz Afrika-Cup physisch stark, aber wie bereits gegen Bremen und Leverkusen spielte Baba ohne Sinn und Verstand, stand bei Ballbesitz des Gegner meistens zu weit weg vom Mann. Wie bei einem Freundschaftspiel stand er freischwebend in den Räumen ohne Antizipationsvermögen und ohne Idee, wie man zusammen mit Werner über links Druck entwickeln könnte. Note 5.

Daniel Baier: Der Kapitän zeigte sich nur in der Abwehrarbeit auf dem Posten und konnte zuweilen dort klären, wo Hertha wegen Babas unkoordinierten Laufwegen in Überzahl war. Nach vorne ohne eine einzige überzeugende Szene. Note 4.

Caiuby: Technisch ein Hackstock. Aber immerhin mit Siegeswille und Zug zum Tor. Dennoch mit viel zu vielen einfachen Ballverlusten. Note 4.

Pierre Emile Höjbjerg: Der 19-jährige Däne überzeugte bisher nur phasenweise beim FCA. In Berlin planlos ohne Tempoaufnahme, als hätte er nur einen Gang, und ohne Ziel bei den Standards. Kämpferisch gut im Spiel, meist in Ballnähe anzutreffen. Gutes Antizipationsvermögen. Note 4.

Halil Altintop: Hat er mitgespielt? Hat ihn jemand gesehen? Wenn er im Spiel war, dann als sterbender Schwan oder mit sehenswerten Ungenauigkeiten. Note 6.

Tobias Werner: Für Werner gilt das Gleiche wie für Altintop. Man kann sich nicht erinnern, ob man den sympathischen Angreifer im Trikot des FCA je so schwach gesehen hat. Selbst in seinen schlechtesten Zweitligaphasen gingen von ihm mehr Impulse aus. So schwach wie Werner und Altintop spielte nämlich noch niemand im Zeichen der Zirbelnuss –  in der Bundesliga. Ohne Bande zum Spiel. Zwischendrin wurde von den Zuschauern im Stadion vermutet, dass Werner sich mit Papier und Bleistift auf den Rasen setzt, um ein Gedicht zu schreiben. Note 6.

Raul Bobadilla: Der Argentinier war der beste Angreifer auf Seiten der grüngewandeteten Augsburger. Von ihm ging Gefährlichkeit aus. Er vergab nach schöner Ballannahme die einzige Torchance des FCA. Zeigte sich immer wieder stark in der Rückwärtsbewegung, war nach vorne anspielbar und wurde am Ende wegen Rotgefahr ausgewechselt. Gegen Ji ausgewechselt sollte man dazu sagen: Ein Bambi für einen Bullen! Note 2.

Shawn Parker: Konnte im Rahmen der abgrundtief zerfahrenen Partie keine Akzente setzen, fiel aber auch nicht negativ auf.

Markus Weinzierl: unumstritten der Architekt des Erfolges, aber nicht ohne Fehler

Markus Weinzierl: unumstritten der Architekt des Erfolges, aber nicht ohne Fehler


Markus Weinzierl: Er hielt zu Kohr und stellte diesen immer wieder in die Startelf als diesem noch Kraft und Reife für die Erste Liga fehlten. Nun, nachdem sich Kohr langsam mit guten Leistungen in die Liga gearbeitet hat, spielt Kohr nicht mehr. Der Grund ist Pierre Emile Höjbjerg, der vom FC Bayern für die Rückrunde ausgeliehen wurde. Im Nachhinein sollte man nicht darüber sprechen, was ein Trainer während der Partie hätte besser machen können, weil man nach einer Partie immer klug daher reden kann. Die Berliner Startaufstellung war in Ordnung. Für die Zukunft soll gesagt sein, dass Weinzierl schneller reagieren muss, wenn Altintop lahmt und Baba und Werner völlig von der Rolle sind. Mit Kohr hätte Weinzierl die Mannschaft aber möglicherweise entscheidend umbauen können. Mit dem agilen Kohr die Defensive verstärken, dafür hätte Weinzierl Altintop heraus und Baier weiter nach vorne nehmen können. Eine andere Idee: Altintop 1:1 durch Feulner ersetzen und Kohr Rechtsverteidiger spielen lassen. Baba muss taktisch verbessert werden. Er nimmt Werner aus dem Spiel, indem er in Werners Räume läuft, bricht nach vorne die Angriffe zu schnell ab, sucht nicht den Weg an die Grundlinie. Und vor allem: Er steht viel zu weit weg vom Mann.