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Samstag, 20.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Asbest im Rathaus

Bei den vorbereitenden Untersuchungen für die 2016 geplante Sanierung des Oberen Rathaus-Fletzes wurde Asbest gefunden.

Stadtratssitzung im Oberen Rathaus-Fletz: Hinter den Stützen und im Bereich der Deckenbeleuchtung versteckt sich gefährlicher Asbest.

Dies teilte OB Kurt Gribl am Donnerstag in der Sitzung des Ferien­ausschusses mit. Laut Untersuchungen des Hochbauamtes sind die holzverkleideten Stahlstützen im Großen Sitzungssaal mit Spritz-Asbest ummantelt. Spritz-Asbest wurde auch in der Decke der benachbarten Teeküche gefunden, die zudem beschädigt ist. Raumluft­messungen hätten allerdings keine Grenzwert­über­schreitungen ergeben. Gribl sprach von einem Wert von 100 Asbest­fasern pro Kubikmeter. Der Zielwert für Innenräume nach Asbest­­sanierungen liegt bei 500 Fasern/m³. Laut Angaben des Bayerischen Landesamts für Umwelt lag im Jahr 2013 die allgemeine Hintergrund­belastung in der Umwelt bereits bei etwa 100 bis 150 Fasern/m³.

Sofortmaßnahmen eingeleitet

Die Stadt hat trotzdem Sofortmaßnahmen veranlasst. So wurde die Teeküche gesperrt. Bis zum Sitzungsbeginn nach der Sommerpause soll dort eine Gipskartondecke eingezogen werden, um die asbestbelastete Decke abzukapseln. Im Großen Sitzungssaal, dem Raum, in dem der Stadtrat tagt, wurden alle Fugen an den Holzverkleidungen der Stahlstützen mit Silikon abgedichtet.

Keine Chance für Asbestfasern: abgedichtete Fugen als Sofortmaßnahme an den Stützen im Augsburger Rathausfletz

Keine Chance für Asbestfasern: abgedichtete Fugen als Sofortmaßnahme an den Stützen im Augsburger Rathaus

Gefahren durch Asbest



Asbest war wegen seiner stabili­täts­verbessernden und brand­schützen­den Eigen­schaften bis Ende der 70er Jahre als Baustoff sehr beliebt. Gefährlich ist Asbest, wenn seine nur wenige Tausendstel Millimeter langen und deshalb unsicht­baren Fasern in die Luft freigesetzt werden. In die Lunge gelangte Fasern können wegen ihrer Form und Größe von den Fresszellen (Makrophagen) nicht abgebaut werden. Die Makrophagen werden vielmehr beim Versuch, die Fasern aufzufressen, von diesen “schaschlik”-artig aufgespießt und sterben ab. Um die Fasern bildet sich auf diese Weise funktions­loses Narben­gewebe, wodurch die Lungen­funktion immer mehr eingeschränkt wird und das Krankheitsbild Asbestose entsteht.



Asbestfasern lösen durch mechanische Einwirkung auf Zellteilungs­prozesse auch Rippenfell-, Bauchfell- und Lungenkrebs aus. Hierzu kann schon eine einzelne eingeatmete Faser ausreichen. Für Asbest gibt es deshalb – wie bei radioaktiver Belastung – keine Wirkungs­schwelle und keine gesundheitlich unbedenkliche Dosis. Erkrankungen durch Asbest haben eine lange Latenzzeit. Noch heute gibt es in Deutschland jährlich etwa 1.000 beruflich bedingte Asbestkrebsopfer.



Der Einbau asbesthaltiger Bauprodukte ist in Deutschland seit 1991 verboten. Eine Pflicht, Asbest auszubauen besteht nicht. Umfangreich geregelt sind Sanierungs­arbeiten an asbesthaltigen Bauteilen. Ziel hierbei ist immer, die Freisetzung von Asbestfasern zu verhindern. Ausgebauter Asbest wird in staubdichten Kunstoffsäcken (Big-Bags) verpackt, einbetoniert und in speziellen Deponien vergraben.