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Mittwoch, 27.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

„Bis der Streit begann“: Schafitel im Disput mit Leipprand

Der Architekt Volker Schafitel hat sich die Maximilianstraße vorgenommen, und dabei eine harte Gangart angekündigt. Als Kopf und Lautsprecher der „Initiative Innenstadt“ – eine Art Task Force der „Aktionsgemeinschaft Maximilianstraße e.V.“ und des Augsburger Architekturforums e.V. – will er so schnell wie möglich konkrete Realisierungsergebnisse auf dem Tisch haben.

Schafitel wäre nicht Schafitel, wenn er das Wollen der „Initiative Innenstadt“ als „vorläufiges Diskussionspapier“ betrachten würde. Sieben Punkte der Bürgervereinigung sollen im Mai dem Stadtrat als Antrag vorgelegt werden. Falls nicht entsprechende Beschlüsse gefasst werden sollten, will Schafitel die Vorstellungen der „Initiative Innenstadt“ per Bürgerentscheid durchsetzen.

Aktuell versucht der erfolgreiche Initiator des KÖ-Begehrens das Feld für die „entsprechenden Stadtratsbeschlüsse“ zu bestellen. Und dabei kam ihm die Kritik der Grünen Eva Leipprand wohl entgegen. Leipprand hatte in der DAZ ihre Position im Bauausschuss zum Thema Bebauungspläne für die Maxstraße richtig gestellt, Eile für „den Straßenzug“ angemahnt sowie den Bürgerentscheid zum Königsplatz und den Ideenwettbewerb als Grund für den Stillstand beim Umbau des Ulrichplatzes markiert. Für den 10jährigen Stillstand um „den Wettbewerb Kaisermeile“ zeichnet laut Leipprand die Herkulesgarage verantwortlich, „die – energisch vorangetrieben von Dr. Kurt Gribl – die Umbaupläne auf Eis legte“. Die nun von Schafitel vorgeschlagene Gleisführung durch die Maximilianstraße weiche vom „Ideenwettbewerb Innenstadt“ ab und stifte heilose Verwirrung, so Leipprand. Die Grüne Stadträtin verglich die jetzige Situation mit der vor 10 Jahren, als alle den ersten Preis im „Wettbewerb Kaisermeile“ begrüßten, „bis der Streit begann“ (siehe Leipprands DAZ-Beitrag vom 18. April).

Gestern erreichte die DAZ eine „Richtigstellung“ Schafitels zu Eva Leipprands Beitrag. Im Ton nicht gerade konziliant, aber in der Sache von Interesse. Die DAZ veröffentlicht Schafitels Schreiben leicht gekürzt:

„1998 wurde der Wettbewerb Kaisermeile entschieden und 2001 von CSU und SPD getragen. Es wurde der Versuch unternommen, „sinnigerweise“ das Konzept, beginnend mit einer Straßensperrung am Herkulesbrunnen, umzusetzen, ohne ein schlüssiges innerstädtisches Gesamtkonzept entwickelt zu haben. Nach massiven Protesten der Bevölkerung trat Paul Wengert auf den Plan und nötigte die SPD – aus wahlkampftaktischen Gründen – das Projekt fallen zu lassen. Der CSU wurde das Festhalten am gemeinsamen Beschluss damals zum Verhängnis.

Unter dem Regenbogen geschah von 2002 bis 2007 nichts in Sachen Kaisermeile. Erst im Februar 2007 legte das Tiefbauamt eine Planung zur Planfeststellung des südlichen Abschnitts (Ulrichsplatz) vor. Von einer Realisierung war man da noch Jahre entfernt.

Der Bürgerentscheid forderte den überfälligen innerstädtischen Gesamtverkehrsplan, der endlich die Voraussetzung und Sicherstellungen derartiger Einzelmaßnahmen schaffen sollte. Das Konzept Kaisermeile wurde dabei nie in Frage gestellt! Es ist krass, wenn Frau Leipprand nach 5-jähriger Untätigkeit in Sachen Maxstraßensanierung einen Stopp der „Planung auf letzten Drücker“ dem Bürger anlastet!

Der 1. Preis des Wettbewerbs Kaisermeile beinhaltet eine Straßenbahnlinie in der Maxstraße! Den Streit schürte in erster Linie Paul Wengert, der das Potential des damaligen Bürgerunmutes vor der Wahl erkannte. Auch die Planfeststellung, nach der Frau Leipprand 2007 an die Umsetzung gehen wollte, enthielt die Tramführung durch die Maxstraße. Der geltende Nahverkehrsplan beinhaltet ebenfalls eine Tram und ein immer noch gültiger Stadtratsbeschluss des Regenbogens fordert auch die Tram in der Maxstraße.

Weshalb sollte die Bürgerschaft es nun nicht fordern können? Die Aktionsgemeinschaft setzt sich nicht „erneut“ (Leipprand) für die Tram in der Maxstraße ein, sondern möchte sie dort wie bisher geplant und gefordert behalten!

Der „Ideenwettbewerb Innenstadt“ hatte die Maxstraße nicht als Vertiefungsbereich aufgenommen, da dort ein zufriedenstellendes Ergebnis vorlag. Die von Regenbogen 2007 eingesetzte „Planungswerkstatt Innenstadt“ formulierte plötzlich eine Straßenbahnführung im Graben alleine aus dem Motiv heraus, dass eine Tram in der Maxstraße die alten Fassaden stören würde, was offensichtlich vor Rathaus, Perlach und Dom kein Problem darstellt. Wenn etwas in letzter Zeit für Verwirrung gesorgt hat, dann war es diese Idee.

Wer die Maxstraße verkehrsberuhigt zurückbauen möchte und gleichzeitig den ÖPNV dort verbannt, hat beim Thema „urbane und umweltfreundliche Mobilität“ nichts verstanden.“

Am Ende springt Schafitel noch für Parteifreund Gribl in die Bresche: „Kurt Gribl war damals als Rechtsanwalt der Investoren für die Herkulesgarage tätig und in dieser Funktion vom Investor beauftragt, das Projekt „energisch voranzutreiben“. CSU und SPD starteten die Sanierung der Maxstraße 2001 mit den „Stöpseln“ und die SPD zog wieder zurück und legte sie auf Eis! Eva Leipprand hatte 5 Jahre Zeit die Maxstraße zu sanieren. Sie hat es nicht getan!“

Leipprand contra Schafitel könnte in der Augsburger Lokalpolitik ein spannender Klassiker werden. Obwohl in der Vergangenheit viel Porzellan zerschlagen wurde, schließt Schafitel sein Schreiben mit einer ernstgemeinten, kooperativen Geste: „Wir nehmen noch engagierte Mitglieder im Architekturforum auf!“ Der neue „Maxinator“ scheint offensichtlich erkannt zu haben, dass seine Initiative, wenn man mal von der Sperrzeitverkürzung absieht, in Sachen Maxstraße aktuell nicht so weit von den Positionen der Grünen entfernt ist, wie man aufgrund der Tonlage annehmen könnte.

» Die Forderungen der Initiative Innenstadt