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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Projekt „Grandhotel“ begeistert Stadträte

Seit September 2011 arbeitet eine Gruppe ehrenamtlich tätiger Künstler und Aktivisten an einem Konzept für eine „soziale Skulptur“ im Augsburger Domviertel, dem „Grandhotel“. Am vergangenen Mittwoch wurde das Projekt den Stadträten des Jugend-, Sozial- und Wohnungsausschusses vorgestellt.



Im alten Paul-Gerhardt-Haus im Springergäßchen 5, einem ehemaligen Altenheim des Diakonischen Werks Augsburg e.V., sollen unter einem Dach eine Asylbewerberunterkunft für 50 bis 60 Flüchtlinge und Ateliers für Künstler, Hotelzimmer, eine Gaststätte sowie ein Kiosk-Café entstehen. „Die Grundidee ist in einer lauen Sommernacht in unserer italienisch anmutenden Stadt entstanden“, so Sebastian Kochs vom Projektteam des Grandhotels. „Wir wollen einen Unort umdrehen zu einem Ort, der vielleicht später Probleme lösen kann“. Das gesamte Konzept soll so aufgebaut werden, dass es nicht nur das Leben von Flüchtlingen verbessert, sondern auch Menschen die Möglichkeit gibt, sich gesellschaftlich einzubringen, so Kochs weiter.

Jeder bringt sein ganz persönliches Know-how ein

Viele Stunden freiwilliger Arbeit haben die Aktivisten im vergangenen halben Jahr in das Vorhaben gesteckt, um in Abstimmung mit dem Diakonischen Werk das ehemalige Altenheim auszuräumen, umzugestalten und zu sanieren. Dass die geleistete Arbeit nicht nur „Spinnerei von ein paar Kreativen“ ist, sondern Hand und Fuß hat, erläuterte Kochs an einem Beispiel: So wurde eine Grünfläche unter der Leitung eines Landschaftsarchitekten und eines Gärtners als Begegnungsort hergerichtet.

Die Stadräte im Ausschuss zeigten sich begeistert. Ingrid Fink (CSU), die bereits vor Ort war, sprach von einem „spannenden, gigantischen Projekt“. „Wenn das funktioniert, ist es beispielgebend. Super, machen Sie so weiter“. Auch Ulrike Bahr (SPD) sicherte „heftige Unterstützung“ zu. Als „ein Projekt, das Hoffnung verbreitet“, bezeichnete Erwin Gerblinger (CSU) das Grandhotel und wünschte Kochs und seinem Team viel Erfolg.

Regierung von Schwaben ist offen für das Projekt

Auch Gitta Schmid-Göller, Sachgebietsleiterin für Flüchtlingsfragen bei der Regierung von Schwaben, die dem Ausschuss zuvor einen Bericht über die aktuelle Flüchtlingssituation in Augsburg und Schwaben gegeben hatte, gab sich zum Grandhotel aufgeschlossen. Die geplante Unterkunft mit 50 bis 60 Plätzen habe eine passable und verträgliche Größe. Es seien „durchaus harte Verhandlungen“ um die Details geführt worden, „aber wir haben unsere Randbedingungen“. Aus dem Projekt könne „etwas Schönes“ werden. Lob für die Behörde kam von Christian Moravcik (Grüne): „Ich freue mich, dass die Regierung von Schwaben diese Flexibilität und Offenheit zeigt“.

Ob das „Grandhotel“ in der angedachten Form verwirklicht werden kann, ist jetzt eine Frage des Baurechts. Noch bis 7. Mai läuft die Beteiligung der Nachbarn, die die Bauantragspläne im Bauordnungsamt (Rathausplatz 1, Zimmer 144, Terminvereinbarung unter 0821 324-4628) einsehen können. Anschließend will das Amt über den Bauantrag des Diakonischen Werks mit der Bezeichnung „Bauliche Änderung und Umnutzung eines Altenheimes zur Gemeinschaftsunterkunft mit Ateliers und Gaststätte“ entscheiden.

» Webseite „grandhotel cosmopolis“

Aus dem Sachstandsbericht der Regierung von Schwaben

Die umstrittene Sammelunterkunft für 140 Personen in der Calmbergstraße steht kurz vor der Schließung

Die umstrittene Sammelunterkunft für 140 Personen in der Calmbergstraße steht kurz vor der Schließung


In Schwaben wohnen knapp 1.700 Flüchtlinge und Asylbewerber in 22 Gemeinschaftsunterkünften. Augsburgs Anteil liegt bei 760 Bewohnern, die in sechs Heimen untergebracht sind; drei davon sind reine Männerunterkünfte. Die Auslastung der schwäbischen Unterkünfte liegt bei 98 Prozent. Die Regierung von Schwaben rechnet für heuer mit einem Anstieg der Flüchtlinge gegenüber dem Jahr 2011 um weitere zehn Prozent.